Heute werden wir hier historisch-politisch und blicken auf einen Prozess der Verselbstständigung: Im Jahr 1876, Olga war 54 Jahre alt, wurde Hermann Carl Friedrich von Mittnacht (1825-1909) erster Ministerpräsident des Königsreichs Württemberg. Er leitete das erste eigenständige Staatsministerium, dessen Schaffung im selben Jahr die Abnabelung der württembergischen Regierung von König Karl bedeutete.
Hermann von Mittnacht hatte Jura studiert und es bis zum Stadtrichter in Stuttgart gebracht. Im Jahr 1867 wurde er Justizminister. Er überzeugte mit Verhandlungsgeschick und großem Engagement, als es um den Beitritt des Königreichs Württemberg zum neu entstehenden Deutschen Reich ging. Bereits 1870 wurde von Mittnacht Leiter der württembergischen Regierung.
Als Ministerpräsident war der gebürtige Stuttgarter eine geachtete Autorität. Er ging sehr pragmatisch mit König Karl und dem Landtag um, nach außen vertrat er energisch württembergische Interessen. So behielt das Königreich im Deutschen Reich sein eigenes Außenministerium, eine eigene Armee und eigene Steuern. Im Jahr 1900 trat der nun 75-Jährige von allen Regierungsämtern und seinem Landtagsmandat zurück. Seinen Ruhestand verbrachte er an einem der Lieblingsorte Olgas: in Friedrichshafen am Bodensee.
