Olgas Blog

Silber, Stoffe, Schmuck: Olgas Mitgift

Die Mitgift fiel je nach den wirtschaftlichen Verhältnissen der Brauteltern mehr oder weniger üppig aus – allerdings selten so umfangreich wie im Fall von Königin Olga.

Bis zum Ende des 20. Jahrhunderts war es in Deutschland üblich, dass die Braut eine Mitgift mit in die Ehe brachte. Dieses Vermögen fiel je nach den wirtschaftlichen Verhältnissen der Brauteltern mehr oder weniger üppig aus – allerdings selten so umfangreich wie im Fall von Königin Olga. Sie brachte vom Zarenhof in St. Petersburg prunkvolles Mobiliar, teuren Schmuck und edle Stoffe mit, die in ihrer neuen Heimat Stuttgart und in ganz Württemberg für großes Aufsehen sorgten.

 

Mit Gift, aber ganz ungefährlich

Der Name Mitgift ist irreführend, denn mit „Gift“ hat dieser Brauch nichts zu tun. Im Gegenteil: Die Bezeichnung Mitgift stammt aus dem Spätmittelhochdeutschen und bedeutet „mit einer Gabe“ oder einem „Geschenk“. Synonym zum Ausdruck Mitgift werden die Begriffe Aussteuer oder Brautschatz verwendet. Im englischen Sprachraum bedeutet „gift“ bis zum heutigen Tag „Geschenk“.

Mehr als nur Grundausstattung

Traditionell bestand die Aussteuer aus Haushaltsutensilien wie Geschirr oder Bettwäsche. Je nach Vermögen der Brauteltern und sozialer Stellung des Bräutigams variierte die Höhe der Mitgift. Die kaiserliche Mitgift wurde von Zar Nikolaus I. und seiner Gattin Alexandra Feodorowna durch monatliche Zahlungen von 50.000 Rubel zusammengetragen, die für Olga und ihre Schwester Alexandra bestimmt waren.

Verantwortlich für alle Belange rund um die Aussteuer war Fürst Wolkonski, der Minister des Kaiserlichen Hofes. Staatsdame Julia Baranowa, der Erzieherin der Großfürstinnen, wurde die Zusammenstellung der Garderobe aufgetragen. Dabei wurden auch persönliche Wünsche der Braut berücksichtigt. Angefertigt wurde die Mitgift-Kollektion in den kaiserlichen Manufakturen sowie von den Hoflieferanten des Zaren. Auch im Ausland wurde eingekauft, etwa in Paris, London oder Dresden.

Insgesamt dauerte es von 1840 bis 1843, die Aussteuer für Olga und Alexandra zu vervollständigen. Alexandra verlobte sich im Juli 1843. Für die Ehe zwischen Karl I. und Olga wurde ein Ehevertrag aufgesetzt. In diesem wurde festgeschrieben, dass Olga eine Million Silberrubel mit in die Ehe brachte. Olga selbst standen davon allerdings nur 8.000 Gulden zu, die vom Tag der Hochzeit an in vierteljährlichen Raten ausgezahlt wurden. Olga musste ihre Hofhaltung komplett aus dieser Summe finanzieren.

Das „Inventaire du Trousseau“

Was den Brautschatz angeht, findet sich eine Übersicht in dem in französischer Sprache verfassten „Inventaire du Trousseau de Son Altesse Impériale Madame la Grande Duchesse Olga Nicolaievna“. Dieser Band listet auf etwa 70 Seiten alle Gegenstände der Aussteuer auf. Dazu gehörte die komplette Ausstattung einer griechisch-orthodoxen Kapelle ebenso wie Alltagsgegenstände, etwa Brennscheren und Bügeleisen. Auch der Schmuck fand Aufnahme in das Inventar, unter anderem sechs mehrteilige Paruren aus Diamanten, Rubinen, Saphiren, Opalen, Smaragden und Türkisen.

Insgesamt erhielt Olga zu ihrem Hochzeitstag 307 Kisten mit Schmuck, Pelzen, Möbeln sowie Küchenutensilien. Außerdem brachte sie 112 Tischtücher, 1.766 Servietten und 288 Hand- und Waschtücher mit in die Ehe. Leider lässt sich die Mitgift heute nicht mehr vollständig rekonstruieren, da sie nach ihrem Tod unter ihren Erben verteilt wurde. Einzelne Stücke finden sich im Landesmuseum Württemberg und im Schloss Bebenhausen, dem ehemaligen Jagdsitz der württembergischen Könige. (Quellen: Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Staatsarchiv Ludwigsburg).

Mitgift mit Tücken

Konnte die Braut oder die Familie der Braut nicht die geforderte Mitgift aufbringen, durfte auch nicht geheiratet werden. Das Heiraten in eine höhere Schicht war also äußerst schwierig. Ein weiteres Problem: In vielen Familien galten Frauen als Risiko für die finanzielle Existenz. Mit einem Sohn war man weit besser aufgestellt, da die Mitgift immer von Seiten der Brautfamilie zu begleichen war.

Wer die Mitgift von Königin Olga live und in Farbe sehen möchte, findet Teile der kostbaren Aussteuer im Landesmuseum Württemberg in Stuttgart.